02.06.2011
Land: Türkei Türkei
KM: 4119

Nicht denken - einfach fahren, heißt die Devise. Mühsam quälen wir uns den x-ten Pass des Tages hinauf, immer zwischen 1400 und 1900 Höhenmetern. Verzweiflung und Triumpf liegen nah bei einander. Oben angekommen, begrüßen uns zwei junge LKW Fahrer mit ihrem dicken, Öl beladenen Brummi. Schnell springt einer ins Führerhaus und wirft den Wasserkocher an. Wir sitzen auf Steinen am windigen kühlen Wegesrand und bekommen heißen Nescafe und Nüsse serviert. Mit fantastischem Blick in die Weite reden wir über Fußball (natürlich), Herkunft und die Türkei. „Allemanja“ kennen sie kaum. Syrien und Irak liegen ihnen näher, da sind sie schon mal mit LKW unterwegs. Uns wird wiedermal bewusst, wie nah wir uns entlang der Grenze zu den beiden Krisenherden bewegen (rund 200 km).

Die Türkei verändert sich im konfliktreichen Ost-Anatolien merkbar. Im absoluten Niemandsland stand vor einigen Tagen plötzlich die Polizei mit Maschinengewehren vor uns und wollte wissen wohin wir wollen. Die kurze Diskussionsrunde löste sich aber schnell in Freundlichkeit auf.  Ob Kinder in Schuluniform, Bauern oder Händler in den wenigen Orten, überall heißt es „Merhaba“ und „Hello“ und eine Einladung jagt die nächste.  Manchmal fast eine Überforderung für uns.

Heute ist Ruhetag in Malatya (90% aller getrockneten Aprikosen weltweit kommen von hier, laut Wikipedia!), einer Stadt mit 400.000 Einwohnern, komplett ohne Touristen. Dauergrüßend bewegen wir uns staunend durch die Gassen und treffen auf heimische Traditionen und Rituale, die sich wohltuend von den touristischen Strukturen unseres letzten Ortes Göreme/Kappadokien abheben. Das beachtliche Wirtschaftswachstum der Türkei scheint auch im Osten des Landes angekommen zu sein. Einige ehemalige deutsche Gastarbeiter  bestätigen uns, dass es hier mittlerweile mehr Arbeit, Chancen und Wachstum gäbe als in Deutschland.

Seit vielen Tagen bewegen wir uns schon auf der D300, eine transanatolische Fernstraße, die sich über rund 1.900 km (davon 900 km mit uns) beinah schnurrgerade von Izmir an der Westküste, über Konya, Kayseri und den Van-See bis an die Iranische Grenze zieht. Teilweise ein 4-spuriger Highway, dann wieder eine schlammige, einspurige, vom Regen aufgeweichte Baustelle, die uns bspw. gestern schwer zu schaffen machte. Orte und Verkehr werden zunehmend weniger. Wenn uns Fahrzeuge begegnen, sind es fast immer LKWs und Reisebusse, die freundlich hupen und winken. Fernfahrer unter sich; es scheint fast eine unausgesprochene Verbindung zu bestehen.

Montag und Dienstag waren wir übrigens zu viert unterwegs. Andreas und Johanna, unsere radelnden Kollegen aus Hamburg (www.cycle-the-world.de) haben die gleiche Strecke wie wir. An zwei sehr abwechslungsreichen Tagen und Nächten haben wir eine Menge gelacht, auch über viele individuelle Lösungen und Rituale, die sich in unserem kleinen Radleralltag etabliert haben. Außerdem gab es endlich mal neue Fotomotive und wir haben uns fleißig gegenseitig abgelichtet. Das Ergebnis gibt es in den nächsten Tagen unter „Fotos“.

 



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Kommentare

Tilo, 07-06-11 14:29:
Also die Bilder werden ja immer besser ! Ich meine natürlich nicht die Motive - ich war letztes Jahr in Kappadokien - da ist es nicht sooo schwer n nettes Bild zu machen, aber "Türkei3": Respekt! Da sind schon ein paar verdamt gute Bildkompositionen dabei ...
weiter so...
Saskia, 07-06-11 13:43:
Ach....diese Fotos! Einfach toll!!!
Tim, 06-06-11 02:13:
Und wieder einmal unglaubliche Fotos gespickt mit interessanten Infos. Unglaubliche Impressionen, wie sich Großstadtrummel und Natur abwechseln. Ich bin ein absoluter Fan eurer Reiseberichte und wünsche euch vor allem in den Bergen ganz viel Kraft und Rückenwind. Liebe Grüße Tim
Tim, 06-06-11 02:12:
Und wieder einmal unglaubliche Fotos gespickt mit interessanten Infos. Unglaubliche Impressionen, wie sich Großstadtrummel und Natur abwechseln. Ich bin ein absoluter Fan eurer Reiseberichte und wünsche euch vor allem in den Bergen ganz viel Kraft und Rückenwind.
Anne+, 03-06-11 18:14:
Hallo ihr Lieben!
Das sind ja geniale Bilder mit den riesigen Steinzipfeln inmitten der Häuser!!! Echt atemberaubend! Seid weiterhin immer fein nett zu Männern mit Maschinengewehren und Frauen mit Kochlöffeln - das kann nix schaden! Und unterschätzt bloß die kleinen Hunde nicht - immer fein das Zelt zu lassen, sonst beißen die euch noch in eure mittlerweile sicher super duper muskulösen Popöchen! Viel Erfolg weiterhin und lichtet euch ruhig weiter so fleißig gegenseitig ab! Schön!
Foto-Mona, 03-06-11 15:26:
Ich warte immer ganz gespannt auf eure Fotos und verfolge gespannt eure Strecke. Wie Lutz schon schrieb "langsam wird es immer spannender" Viele unserer Freunde verfolgen eure Tour udn sind total begeistert.
Ich wünsche euch ganz viel Rückenwind. Bleibt gesund und schreibt fleißig weiter.
Ganz liebe Grüße aus Neukölln/Kreuzberg/Friedrihshain ... hier ist nohc alles beim alten ;-)
Lutz E., 03-06-11 12:41:
... so langsam wird es immer spannender ...gerade gestern musste ich intensiv an Euch denken, Euch bewundern .. zurück von einer Rennradtour (erst meine zweite in diesem Jahr) lag ich abends im Bett und stellte fest, das waren heute also 220km (wir sind einmal rund um Berlin) unter "leichten" Bedingungen gewesen ... und Ihr habt dann mal so "locker" am Startag Eurer Tour 149 km mit richtig gut Gepäck und kräftigem Wind gemacht ... Das sind die wahren Leisungen !... Viel Durchhaltevermögen weiterhin !
Lutz (W.), 03-06-11 12:00:
Hallo und viele liebe Grüße aus Hamburg! Wir verfolgen staunend Eure Berichte - passt auf Euch auf und weiterhin viel Spaß + Rückenwind - Es grüßen Euch Lea, Sandra und Lutz
Uwe, 03-06-11 11:08:
Liebe Bettina und Alex. Mit Begeisterung lesen wir Eure spannenden Berichte, wir bewundern Euch sehr! Weiterhin viel Glück, bleibt unbedingt auf großen Straßen in Richtung Iran.
Grüße Uwe und Sigrid Hayen

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