12.06.2011
Land: Türkei Türkei
KM: 4830

Natürlich trennt der Bosporus Europa von Asien, was fast 2000 km hinter uns liegt, trotzdem endet die Wahrnehmung der europäischen Welt für uns doch eher an der türkisch/iranischen Grenze. Es wird ja weder eine EU-Mitgliedschaft für den Iran diskutiert, noch nimmt der Iran an der Fußball-Europameisterschaft teil.

Wir sind in Dogubayazit, 35 km vor der Iranischen Grenze, 1.900 Meter über Meereshöhe und am Fuß des imposanten Mount Ararat, mit 5100 Meter der höchste Berg der Türkei (…der einfach nicht für ein Foto aus den Wolken kommen will!). Eine raue Welt, die wir doch auch irgendwo froh sind nun verlassen zu können. Die Landschaft beeindruckt natürlich immer noch, doch die extrem traditionelle Gesellschaftsform mit dem ausschließlich von Männern geprägten Straßenbild, pöbelnden Halbstarken und herumstreunenden, Steine werfenden Kindern nervt uns langsam schon. Und doch, das Faszinierende dieser archaischen Region am gefühlten Ende einer Welt bleibt.

Heute, am Tag der türkischen Wahl, herrschte eine ungewohnte Ruhe in der Stadt. Die meisten Geschäfte waren geschlossen, was sonst nie der Fall ist; der Verkauf von Bier und Alkohol war verboten. Nach ersten Hochrechnungen gab es aufgrund der prognostizierten Erfolge kurdischer Politiker im strömenden Regen ein Feuerwerk und Autocorso. Trotzdem kommentierte unser Herbergsvater mit Blick auf den absehbaren Erfolg der AKP/Erdogan mit resignierender Stimme nur kurz „Now we have a dictatur“.

Wir sind auf den Iran vorbereitet. Am Montag holen wir per Bus die Pässe mit den Visa für Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan und China im deutschen Konsulat in Erzurum ab und am Dienstag brechen wir in den Iran auf. Rund 2.100 km liegen dann vor uns, ohne das abendliche Bier, mit kaum identifizierbaren Schriftzeichen, wenig Internet und zu viel Bekleidung für ein zu heißes Klima. Bettina ist mit langer Hose, langem Hemd und Kopftuch gerüstet. Auch ich habe mir eine lange Hose fürs Rad zugelegt, da ich mir selbst hier mit nachten Knien schon komisch vorkomme.

Für den ersten Abschnitt unserer Reise haben wir nachfolgend unsere fleißig gepflegte Statistik populärwissenschaftlich aufbereitet. Eine letzte türkische Galerie gibt es ab Dienstag unter „Fotos“.

Gesamtkilometer: 4830 (geplant waren eigentlich 4000!)
Tage auf dem Rad: 46
Ruhetage: 18
Kilometer/Woche: 537
Kilometer/Rad-Tag: 105
Gesamtstunden auf dem Rad: 281
Stunden/Tag auf dem Rad: 6 (reine Fahrzeit ohne Pausen)
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17 Km/Std.
Defekte am Rad: keine (keine Platten!)
Krankheiten: keine
Übernachtungen Hotel/Pension/Privat: 33
Übernachtungen Camping wild: 26
Übernachtungen Camping offiziell: 5

 



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Kommentare

Lutz, 12-06-11 21:34:
Wünsche euch viel Glück, im Iran. Stefan hat eine lange Mail an mich gesendet und schwärmt in allerhöchsten Tönen, von diesem Land und deren Menschen. Also das wird sicher super für euch, vorallem nach den letzten Erlebnissen in der Türkei. Verfolge natürlich gesapnnt eure Reise. Weietrhin viel Glück und alles erdenklich Gute von Lutz aus Glauchau
Elke, 12-06-11 21:32:
Hallo Bettina, hallo Alex,
viele Grüße vom anderen Ende der Welt - der Karneval der Kulturen wäre für euch wohl gerade eher ein kultureller Schock.
Ich denke viel an euch - vor allem, wenn ich die Nachrichten aus Syrien verfolge, was ja wahrlich nicht weit weg von eurem derzeitigen Standort ist.
Ihr schreibt ja so fesselnd, dass man gedanklich mit auf die Reise geht.
Viel Glück für das nächste Abenteuer! Ich denke, nicht nur ich hoffe, dass ihr regelmäßig ans www kommt, so dass wir unsere Gedanken-Reise nicht allzulange unterbrechen müssen.

Gehabt euch wohl!!

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